Praxistest: Nikon D800
Gleichzeitig mit dem Test der Canon EOS 5D Mark III haben wir auch die Nikon D800 genauer unter die Lupe bzw. aufs Mikroskop genommen.
Gleich vorweg der auffallendste Unterschied zwischen den beiden: Die Nikon D800 hat auch im Vergleich zu ihren Vorgängermodellen ordentlich in Sachen Megapixel aufgerüstet und brilliert nun mit 36 allein auf weiter Flur. Allerdings ist in der Mikroskopie ist die Anzahl der Megapixel relativ unwichtig, es zeigt sich kaum ein Unterschied zwischen 22 und 36 Megapixel, da die Auflösung durch die numerische Apertur der Mikroskopobjektive limitiert wird. Selbst mit den derzeit besten am Markt befindlichen planapochromatischen Objektiven ergibt sich trotz hoher Pixelanzahl der Kamera keine besser Auflösung.
Das Gehäuse ist wie bei allen Profikameras in diesem Preissegment groß und gut verarbeitet. Wie die Canon EOS 5D Mark III bringt auch die Nikon D800 ohne Objektiv rd. 900 gr auf die Waage. Als Schnappschusskamera wird sie daher wohl eher nur von gut trainierten Fotografen verwendet werden oder solchen, die es noch werden wollen. Unserem Zeiss Axioskop Mikroskop ist das Gewicht ziemlich egal, wiegt es doch selbst ca. 15 kg. Für die Adaption am Mikroskop Phototubus verwendeten wir ein Interface44, ein LM Direct Image C-Mount Port 1X TUST37C und einen LM Digital SLR Weitfeld Adapter für Vollformat Sensoren DSLRNFC. Für den Aufbau am Okulartubus nahmen wir die Tubussteckhülse TUST30S und den LM Digital SLR Weitfeld Adapter für Vollformatsensoren DSLRNFT, dieser passt sowohl für Okulartuben als auch für Phototuben.
In mehreren Testberichten wurde kritisiert, dass der Einschalthebel so positioniert ist, dass er recht einfache unabsichtlich betätigt wird. Dieser Einwand trifft uns weniger, da in unserem speziellen Anwendungsbereich ohnehin zumeist vom PC aus gearbeitet wird.
Die Rückseite der Kamera ist sehr übersichtlich gestaltet, in bewährter Nikontradition. Das Display ist etwas größer als in der vorherigen Version und hat eine Beschichtung, die das Beschlagen verhindert. Leider ist das Display fest verbaut und nicht schwenkbar. Wenn man im Labor nicht die Möglichkeit hat, einen externen Monitor anzuschließen, dann sollte man den Kauf eines zusätzlichen Display-Spiegels in Erwägung ziehen.
Wie schon bei der Nikon D7000 kann man mit einem Druckknopf auf Live View Modus umschalten. Neu ist, dass den Live View Hebel ein Ringschalter umgibt, mit dem man zwischen Foto- und Videomodus wählen kann. Ebenfalls neu ist, dass man im Live View Modus einen künstlichen Horizont einblenden kann, der die Ausrichtung der Kamera anzeigt. Selbstverständlich hat die Kamera auch einen HDMI-Anschluss, sogar einen uncompressed (das bedeutet, dass die Daten unkomprimiert ausgegeben werden). Damit lässt sich das Live View Bild auf einen externen Monitor mit der vollständigen Farbtiefe projizieren, alle Farbnuancen kommen voll zur Geltung. Leistet man sich zusätzlich noch die Software Nikon Camera Control Pro 2, so kann man die Kamera bequem vom PC aus steuern. Im Gegensatz zur Canon 5D Mark III verfügt die Nikon D800 über einen uncompressed HDMI-Anschluss,
Die Nikon D800 bescherte uns noch einen unerwarteten Radausflug. Sie verwendet schon eine USB3-Schnittstelle, und da wir damit nicht gerechnet haben, mussten wir noch vor der Inbetriebnahme der Software zum nächsten Fotohändler radeln, um ein entsprechendes Kabel zu besorgen. Die Canon EOS 5D Mark III hat noch ein USB2-Schnittstelle.
Die Lupenfunktion ist, wie wir in jedem Testbericht ausführlich beschreiben, in der Mikroskopie sehr nützlich. Die Taste dafür befindet sich auf der Rückseite links vom Display. Nikon nennt dieses Feature schlicht Detailansicht bzw. Ausschnittsvergrößerung. Mit Hilfe dieses Modus (5-stufig) kann man die Schärfenebene in der Abbildung einstellen. Umständlich ist, dass man die Lupenfunktion im Camera Control Pro 2 nur über einen kleinen Trick bedienen kann. Im Live View Fenster muss man anstelle der Einstellung Full Screen die Prozentangabe auswählen.
Die gewünschte ISO-Einstellung lässt sich sowohl über die Software als auch über die Kamera selbst wählen. An der Kamera kann man am selben Stellrad auch den Weißabgleich (WB), die Bildqualität (QUAL) und die Belichtungsreihe (BKT) regeln.
Die regulären ISO-Werte sind von 100 bis 6.400 möglich, im Boost kann man max. 25.600 eingeben. Die Canon EOS 5D Mark III erlaubt hingegen in der Boost-Einstellung 104.200. Alles in allem kann man über das Rauschverhalten sagen, dass es sehr gut ist, aber doch jenem der Canon EOS 5D Mark III ein bisschen hinterherhinkt.
Die Farbtiefe ist bei beiden Kameras (Canon EOS 5D Mark III und Nikon D800) mit 42 Bit gleich hoch.
Am selben Stellrad kann man auch die Aufnahmebetriebsart wählen. Man hat die Möglichkeit von Einzelbild (S), langsame Serienaufnahme (CL), schnelle Serienaufnahme (CH), leise Auslösung (Q), Selbstauslöser und Spiegel hochklappen (MUP). Der Leise-Modus ist dabei wie die Einzelbildaufnahme, nur dass erstens Tonsignale deaktiviert werden und das Geräusch des Spiegelhochklappens minimiert wird (durch eine Verzögerung des Spiegelschlags). Objektiv betrachtet ist der Leise-Modus schon um einiges ruhiger, aber die "Lautstärke" bzw. vielmehr "Lautschwäche" kommt nicht an den Silent Mode der Canon EOS 5D Mark III ran. Für die Mikroskopieanwendung ist der Leise-Modus (Quiet shutter-release) dennoch sehr brauchbar, da die Nikon D800 schon allein durch ihre hohe Sensorauflösung sehr anfällig für leichte Verwacklungen ist. Durch das Aktivieren dieses Modus reduziert man Verwacklungen noch einmal deutlich. Auch diese Einstellung ist über Camera Controll Pro 2 möglich.
Fazit:
Die Nikon D800 ist in jedem Fall eine sehr gute Kamera, mit der man am Mikroskop hochqualitative Fotos machen kann. Es fällt uns beim besten Willen nichts ein, was man an der Kamera ernsthaft "bekritteln" könnte. Gut einige Kleinigkeiten würden wir uns schon wünschen, wie z.B. ein schwenkbares Display oder dass das Nikon Camera Control Pro 2 im Lieferumfang der Kamera enthalten ist wie bei den Canon Modellen.
Tubussteckhülse mit 30mm Außendurchmesser für LM Digital SLR (TUST30S), LM Digital SLR Weitfeld Adapter für Vollformatsensoren (DSLRNFT) und LM C-Mount Erweiterung
Mit diesen drei Adaptern kann man sehr einfach Nikon Vollformatkameras an allen standardmäßigen Mikroskopanschlüsse (Fototubus mit C-Mountanschluss - 25,4mm und Okulartuben - 23,2 mm und 30 mm) verwenden.
11.09.2012
Neue LM Digital-Adapter für: Nikon Z9 / Nikon Z8 / Nikon D6 / Nikon Z6 / Nikon Z6II / Nikon Z7 / Nikon Z7II / Nikon Z5 / Nikon Z50 II / Nikon Z50 / Nikon Z30 / Nikon Z fc / Nikon D850 / Nikon D780 / Nikon D5 / Nikon D4s / Nikon D4 / Nikon D750 / Nikon D500 / Nikon D810 / Nikon D800 / Nikon D800E / Nikon Df / Nikon D610 / Nikon D600 / Nikon D7200 / Nikon DS-Qi2 (Microscope Camera) / Nikon D3x / Nikon D3S / Nikon D7100 / Nikon D7000 /