Capture One Pro Software: Tethering in der Mikroskopie mit Live View Ansicht für eine große Anzahl von Kameras
Im Laufe der vergangenen Jahre wurde im Bereich der Mikrofotografie ein Feature immer bedeutender und üblicher: die Kamera-Steuerungs-Software!
Kaum eine digitale Spiegelreflexkamera oder spiegellose Systemkamera verfügt mehr über ein schwenkbares Display, weshalb die Bedienung und Einstellung der Kamera häufig mit langwierigen und auf Dauer körperlich anstrengenden Handlungen verbunden ist. Sind die Bilder dann gemacht, müssen sie noch auf den Computer überspielt werden und können erst dann wirklich eingehend betrachtet werden. In unserem Tätigkeitsbereich setzt eine Kamera-Steuersoftware genau hier an - der Workflow wird enorm gesteigert.
Die Capture One Pro Software ist vorrangig eine Bildbearbeitungs-Software, aber auch eine ausgezeichnete Kamera-Steuersoftware, die sehr gut für die Mikrofotografie geeignet ist. Sie bietet eine umfangreiche Tool-Palette. Und das Beste ist: sie ist nicht Marken-gebunden – das markenübergreifende Softwarepaket mit RAW-Unterstützung kann Hunderte von Kameras steuern und deren Bilder verarbeiten! So kann mit Capture One die Aufnahme bequem via PC/ Mac erfolgen. Dies erhöht den Workflow und führt zu einer besseren Bildqualität.
Da sich die Kamera in unserem Spezialgebiet ja auf dem Mikroskop befindet, ist das Steuern und Bearbeiten via PC/ Mac auch in ergonomischer Hinsicht vorteilhaft – lästiges Aufstehen nach jeder Aufnahme entfällt, das Bild kann bequem am großen Computermonitor beobachtet werden. Gespeichert wird direkt am Computer, dadurch entfällt der zeitaufwändige Transfer der Aufnahmen von der Speicherkarte komplett.
Wir haben für unseren Software-Test eine Nikon D800 DSLR und eine Sony 7R II verwendet. Folgende Kameraeinstellungen lassen sich mittels PC/Mac vornehmen:
- ISO
- Belichtungszeit
- Helligkeit +/- Blendenstufen
- HDR-Modus
- Bildformat (.jpg, .raw, u.v.m.) und -qualität, Videoformat
Besonders interessant im Bereich der Mikrofotografie ist das Arbeiten mittels Live-View, da viele moderne DSLR und Systemkameras nicht mehr über ein bewegliches Display verfügen.
Im LV-Modus lassen sich dank Capture One folgende Punkte überprüfen, optimieren und bei Bedarf ändern:
- Scharfstellen der gewünschten Ebene
- Zoom Regelung
- Einstellung schwarz-weiß/ Farbe
- automatische Helligkeitsanpassung
- Weißabgleich mittels Pipette
All das ist der schnellste Weg zu perfekten Fotos. Die Capture One ist also eine Software, die speziell im Profisegment von zentraler Bedeutung sein wird!
Das Steuern des LV-Modus erfolgt über ein separates Fenster – den LIVE-VIEW-NAVIGATOR.
Dieses eigenständige Fenster ist beweglich und zeigt alle Änderungen an der Kamera an. Der gewünschte Detailbereich kann exakt eingestellt werden.
Mit dem Zoom Regler rechts oben kann der gewünschte Bereich zusätzlich vergrößert werden. Somit kann die gewünschte Ebene exakt scharfgestellt werden.
Zum Scharfstellen besitzt die Capture One Software noch ein interessantes Tool, den „Focus Meter“: Ein Balken zeigt die Schärfe quanitfiziert an.
Mit einem Klick auf den „RGB“ Button oben rechts kann auf Wunsch von Farb- auf Schwarzweiß-Modus umgeschaltet werden.
Ganz wichtig in unserem Tätigkeitsfeld: die Weißabgleich-Pipette für einen unkomplizierten, raschen Weißabgleich.
Für Nikon-Kameras wird eine EPV Funktion unterstützt, mit der die Anzeige der Helligkeit automatisch angepasst wird. Diese Funktion ist besonders praktisch bei schlechten Lichtverhältnissen oder ganz wenig Licht (wie bei Fluoreszenz-Anwendungen).
Das Auslösen des Fotos erfolgt mit einem Click auf den Capture-Button, der sowohl im Basis-Fenster als auch im Live-View-Navigator-Fenster vorhanden ist.
Nach dem Auslösen kann man die Fotos im Hauptfenster von Capture One Pro anschauen und bei Bedarf die umfangreichen Bildoptimierungs- und -bearbeitungstools nutzen. Wichtige Funktionen sind beispielsweise:
- Helligkeit/ Kontrast
- Dynamik
- RGB Levels
- Tonwertanpassung
- Nachschärfen
- Rauschreduktion
- Histogramm
Bei Bedarf besteht die Möglichkeit, das Foto zu drehen oder zu spiegeln:
Die Software Capture One gibt es auch speziell für Sony-Kameras. Somit ist endlich auch für Sony DSLRs und spiegellose Systemkameras eine Steuerung vom PC und Mac aus über die Live View Anzeige möglich. Sony selbst bietet derzeit (Stand: Juni 2017) ja keine Software mit Live View Anzeige für seine Kameras an.
Wir haben daher die Software natürlich auch mit einer Sony-Kamera getestet: mit der Sony 7R Mark II. Die Software hat unsere Kamera sofort erkannt:
So sah es dann im Live View Modus aus:
Wie auch bei der anderen Kamera konnten wir das Bild mit einem Mausklick drehen:
Wie bereits erwähnt, kommt es in der Mikroskopie je nach Anwendung vor, dass sehr wenig Licht zum Sensor kommt. Die Capture One regelt die Helligkeit in der LV-Anzeige nach, damit das Bild möglichst gut dargestellt wird. Wir haben die Beleuchtung bei unserem Test völlig abgeschaltet und konnten dennoch das Präparat sehen: zuerst mit Nikon D800; dann mit Sony 7R Mark II
FAZIT: Die Capture One Pro Software ist eine ausgezeichnete Software für die Mikrofotografie, da mit ihrer Hilfe auch große und sehr gute Kameras im professionellen Bereich ausgezeichnet eingesetzt werden können.
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