Welche Kameratypen sind für den Einsatz in der Mikroskopie interessant?
Auf dem Markt gibt es eine Vielzahl von unterschiedlichen Kamerasystemen. Als normaler Anwender verliert man da schon leicht den Überblick und kann nicht mehr abschätzen, welche Kameras für den speziellen Einsatz am Mikro- oder Makroskop gut geeignet sind. Mit dieser Übersicht wollen wir die Flut an Informationen grob einordnen. Dieser Überblick erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit.
1) Digitale Spiegelreflex Kameras
Moderne DSLR Kameras haben große, hochwertige Sensoren. Derzeit gibt es Kameras mit APS-C, Vollformat- oder Four Third Sensoren. Allen gemein ist, dass sie eine Wechselobjektivfassung mit einem Bajonettverschluss haben. Setzt man Kameras auf Mikroskopen ein, so benötigt man lediglich den Kamerabody. Das Kameragehäuse wird auf einem Mikroskopadapter montiert und als Einheit auf den jeweils vorhanden Mikroskopanschluss installiert.
Möglich sind Montagen auf den Fototubus des Mikroskops oder dem Okulartubus.
Die Adapterlösung dient als Verbindung zwischen Kameras und Mikroskopen. Zur optischen Anpassung an die Sensorgröße der Kamera ist im Adapter eine hochwertige planachromatische Optik integriert, die exzellente Aufnahmen ohne Randabschattungen ermöglicht. Nicht alle DSLR Kameras sind gleich gut geeignet für den Einsatz in der Mikrofotografie, nähere Informationen dazu finden Sie in unserer Kameraempfehlung und dem Kameraranking.
2) Spiegellose Systemkameras
Systemkameras sind in der Regel etwas kleiner als DSLR Kameras, da die aufwändige Spiegelkonstruktion weggelassen wird, der eingebaute Sensor hingegen ist groß. Sie verfügen über eine Wechselobjektivfassung und können daher wie DSLR-Kameras mit Hilfe von Adaptern an Mikroskope angeschlossen werden.
Diese Kameras haben auch keinen optischen Sucher, daher erfolgt die Bildkontrolle über das Display oder wenn vorhanden, über eine Remote Control Software.
3) C-Mount, USB Kameras
Diese Spezialkameras besitzen ebenfalls Wechselobjektivfassungen, daher können etwaige vorhandene Objektive entfernt werden. Die Anschlussgewinde haben ein Standardmaß von 1", das entspricht einem Ø von 25,4mm. Bei dieser Kameraart handelt es sich um spezielle Kameras, die vor allem in der Industrie zum Einsatz kommen. Üblicherweise haben sie sehr kleine Sensoren (1/2" oder 2/3"). Sie verfügen über kein Display und werden ausschließlich per PC gesteuert. Die Verbindung erfolgt entweder über einen USB- oder Firewire Port. In der Regel sind diese Kameras wesentlich teurer als DSLR- oder Systemkameras. In der Bildqualität haben DSLR- und Systemkameras eindeutig die Nase vorn, aber der große Pluspunkt von USB-Kameras sind die oft sehr umfangreichen Software-Integrationen.
Wir haben eine Übersicht über die Vor- und Nachteile von DSLR- und Mikroskopspezialkameras auf unserer Homepage zusammengestellt.
4) Kompaktkameras
Kompaktkameras sind die mit Abstand beliebtesten digitalen Kameras. Ihre Vorteile liegen auf der Hand, sie haben meist eine handliche Größe, sind einfach zu bedienen und bieten eine Vielzahl an Einsatzmöglichkeiten (Porträt, Landschaften, Personen, Schnappschüsse,...). Preislich sind sie zumeist auch sehr attraktiv.
So viele Pluspunkte diese Kameragruppe auch haben mag, in dem speziellen Einsatzgebiet der Mikrofotografie ist sie, bis auf wenige Ausnahmen, nicht geeignet. Die meisten Kameras dieser Gruppe haben keine Wechselobjektivfassung und auch kein Filtergewinde, daher ist eine fixe, mechanische Kopplung an ein Mikroskop nur sehr schwer möglich. Nähere Details zu dieser Produktgruppe finden Sie in unserem Artikel "Kompaktkameras und Camcorder am Mikroskop".
5) Smartphones
Diese Kamerasysteme haben ebenfalls keine Wechselobjektivfassung und auch kein Filtergewinde, an dem man das System auf einem Mikroskop stabil befestigen könnte. Aus diesem Grund raten wir von der professionellen Nutzung in der Mikrofotografie ab.
10.12.2015