Am Mikroskop getestet: RIBCAGE RX0 - die modifizierte Premium Ultrakompakt-Digitalkamera Sony DSC-RX0
Grundsätzlich sind Kompaktkameras mit fest integriertem Objektiv schlecht für den Einsatz am Mikroskop geeignet, da das nicht entfernbare Objektiv nicht kompatibel mit dem Strahlengang eines Mikroskopes ist. Die Folge ist eine sehr schlechte Bildqualität, die sich in unscharfen Bilder und starker Randabschattung (Vignettierung) manifestiert.
Die Firma Back-Bone führt einen professionellen Umbau durch: Sie steckt die Kamera in ein hochwertiges Aluminiumgehäuse und stattet sie mit einer Micro Four Thirds (MFT) oder C-Mount Wechselobjektivfassung aus. Erst durch diese Modifikation wird diese Kamera für den wissenschaftlichen Einsatzbereich am Mikroskop interessant. Durch das Aluminiumgehäuse verbessert sich zudem die Kühlung der Kamera, was zu einer weiteren Verbesserung der Bildqualität führt
Die Kamera-Highlights zusammengefasst:
- Sony Exmor RS CMOS-Sensor mit 15,3 Megapixel / (Sensorgröße 13,2 mm x 8,8 mm)
- MFT Mount & C-Mount
- Entfernbarer IR-Sperrfilter für Infrarotfotografie
- 4K-Videomodus
- Zeitlupenfunktion Ultra Slow Motion mit bis zu 1000 fps
- HDMI Videoausgang unkomprimiert für die Aufnahme mit externem Recorder oder Anzeige auf einem hochauflösenden 4K-Monitor
- Integrierte Lithium-Batterie oder Stromversorgung über USB
- WiFi camera control (Android / iOS)
Im unserem Kameratest haben wir die RIBCAGE RX0 mit MFT-Mount mithilfe eines LM Mikroskop-Adapters an verschiedenen Mikroskopen montiert. Hier unser Erfahrungsbericht:
Auf obigem Foto ist der MFT Bajonettanschluss für die Montage an Mikroskopadaptern oder diversen Objektiven gut ersichtlich. Erst durch diesen Anschluss kann die Kamera flexibel genutzt werden. Sony hat die Kamera mit einem kleinen, aber dennoch hochwertigen Sensor ausgestattet. Die Bildqualität ist überraschend gut, kann aber nicht mit der von spiegellosen Systemkameras der Sony Alpha Serie mithalten. Diese DSLR und DSLM verwenden einen viel größeren Sensor, nämlich entweder einen APS-C- oder Vollformatsensor. Durch die größere Pixelgröße weisen diese Kamerasysteme einen besseren Dynamikumfang und eine höhere Lichtempfindlichkeit auf. Besonders im Fotomodus sind die Leistungsunterschiede deutlich - die RIBCAGE RX0 ist eindeutig ein Videospezialist mit kleiner Bauform.
Besonders spannend könnte die Kamera für eine bestimmte Spezialanwendung sein, ist sie doch eine von sehr wenigen Kameras, bei der sich der IR-Sperrfilter entfernen lässt.. Ohne diesen Sperrfilter gelangt die Wärmestrahlung (Infrarot / Wellenlänge von 700 - 1000 nm) auf den Kamerasensor. Das menschliche Auge ist etwa im Bereich von 380nm bis 800nm lichtempfindlich. Somit kann durch die Entfernung des IR-Sperrfilters die sonst unsichtbare Wärmestrahlung am Foto abgebildet werden. Diese Art der Fotografie wird als Infrarotfotografie bezeichnet. Da Infrarotstrahlung im Vergleich zum sichtbaren Licht anders reflektiert und gedämpft wird, werden auch andere Details am Foto abgebildet. In diesem Punkt unterscheidet sich die Kamera von vielen anderen Kamerasystemen, die in der Regel fix positionierte IR-Sperrfilter besitzen: Will man sich also auf infrarotes Licht spezialisieren (bei Messaufbauten o.ä.) könnte sie durchaus eine spannende, günstige Alternative zu teuren Spezialkameras sein. Für den Einsatz am Mikroskop bietet sie hier also zusätzliche Flexibilität, um die komplette spektrale Empfindlichkeit des Bildsensors auszunutzen.
Im Folgenden haben wir die Kamera mithilfe eines LM Mikroskop Adapters an diversen Mikroskopen montiert. Mit der Micro-Four-Thirds- Wechselobjektivfassung wird die Kamera über den Mikroskop-Adapter fest mit dem Mikroskop verbunden. Im Inneren der LMscope Adapterlösungen befindet sich eine planachromatische Präzisionsoptik zur Bildfeldanpassung, dadurch kann ein großes Bildfeld ohne Randabschattung am Foto abgebildet werden. Hier die Adapterlösung für einen Fototubus mit C-Mount Anschluss:
Sollte kein Fototubus vorhanden sein, ist auch mithilfe eines LM Mikroskop-Adapters für den Okulartubus eine einfache Montage möglich. Diese Adapterlösung liefert ebenfalls eine sehr hohe Bildqualität. In der Regel besitzt der Okulartubus einen Innendurchmesser von 23,2, moderne Mikroskope besitzen einen Okulartubus mit 30 mm Innendurchmesser. Durch ihren mehrteiligen Aufbau ist die LMscope Adapterlösung auch fokussierbar.
Foto unten: LM Mikroskop-Adapter mit Tubusanschluss 30 mm und montierter Kamera
Bei der Okular-Adapterlösung wird ein Okular entfernt und anstatt dessen die Adapterlösung mit Kamera hineingesteckt. Damit lässt sich die gleiche Bildqualität wie am Fototubus erzielen. Diese Variante hat zudem den Vorteil, dass eine Adapter-Lösung für mehrere Mikroskope verwendet werden kann. Die kleine und kompakte Sony-Kamera ist für diese Montageart optimal geeignet.
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Der große, hochqualitative 1 Zoll-Exmor RS CMOS-Sensor (1 Zoll / 13,2 mm x 8,8 mm) hat ein Bildseitenverhältnis von 3:2 (er wird nur zu 75% ausgenutzt) und liefert effektive 15,3 MP. Mit 10 Blendenstufen (Herstellerangabe) besitzt die Kamera eine gute Dynamik. Die Lichtempfindlichkeit wird mit ISO 200 - 25600 angegeben, wobei bei höheren ISO Einstellungen das Rauschen deutlich zunimmt. Der Sensor ist von Sony selbst entwickelt. Für Zeitlupenaufnahmen wählt man den Highspeed-Videomodus mit bis zu 1.000 Bildern pro Sekunde.
Die Serienbildfunktion mit 16 fps ist ganz passabel. Mit dem rein digitalen Verschluss lässt sich eine Belichtungszeit von 1/32.000 Sekunden einstellen, damit lassen sich bewegte Motive relativ scharf abbilden. Digitale Spiegelreflex und Systemkamera besitzen allerdings auch einen mechanischen Verschluss zur Steuerung der Belichtungszeit. Nach der Aufnahme wird bei diesen Kameratypen der Bildsensor komplett vom Verschluss abgedeckt und die Bildinformation kann in Ruhe ausgelesen werden, ohne dass es zu einer weiteren Belichtung kommt. Das steigert die Bildschärfe bei bewegten Objekten. Die RX 10 besitzt auch keine Bildstabilisierung in Form eines beweglichen Bildsensors, wie er bei Sony Alpha-Systemkameras in der Regel eingesetzt wird.
Das Display ist von durchschnittlicher Qualität, jedoch sehr klein (1,5'', das enspricht einer Bilddiagonale von 3,6cm) - im Vergleich dazu bieten andere Kameras ein größeres und kontrastreicheres Bild.
Das Display besitzt keine Touchscreen-Funktion, sondern wird über kleine Tasten, die sich seitlich und unter dem Display befinden, gesteuert werden. Die Menüführung entspricht dem üblichen Sony-Menü, jedoch gibt es keine Spezialtasten, um diverse Einstellungen direkt anzusteuern. Wir empfehlen daher, die Kamera über WLAN oder USB mit einem Tablet zu verbinden. Die Kameraeinstellungen lassen sich so auch leichter erkennen. Per kostenloser Imaging Edge Mobile App lässt sich die Kamera dann auch steuern. Diese App ist die Weiterentwicklung der PlayMemories Mobile App - wenn die PlayMemories App aktualisiert wird, wird die Imaging Edge App aktiviert. Damit können Bilder (im jpg-Format) und Videos (im MP4-Format) auf das Tablet übertragen werden, Kameraeinstellungen geändert werden und das Live Bild angezeigt werden. Ein kabelloses Auslösen der Kamera verhindert Verwacklungen.
Im Menü der Kamera lassen sich diverse Einstellungen vornehmen. Man kann beispielsweise den Stromspar-Modus auf 30 Minuten setzen. So verhindert man, dass sich die Kamera beispielsweise während einer Präsentation ausschaltet. Ein komplettes Deaktivieren des Stromsparmodus ist jedoch nicht möglich.
Weiters lässt sich die Qualität des Videos definieren, so wie hier:
Die Anschlüsse befinden sich neben dem Display hinten. Sie werden durch eine leicht entfernbare Schutzkappe vor Schmutz und Wasser geschützt. Die Kamera verfügt über einen Mikro-USB Anschluss zum Verbinden der Kamera mit einem PC/Mac, der aber auch zum Laden verwendet werden kann, sowie einen 4K8 Clean HDMI® Ausgang, mit dem man das 4K-Signal an einen externen Monitor senden kann. Intern speichert die Kamera Videos nur in Full HD.
Auf der Unterseite ist ein Standard-Gewinde mit 1/4-20 & 3/8-16 zum Fixieren der Kamera auf diversen Stativen, seitlich befindet sich das Akku-Fach.
Das Aluminiumgehäuse ist mit zusätzlichen Kühlrippen versehen Damit verbessert sich die Kühlung, was besonders bei längerem Betrieb von Vorteil ist Die Sensortemperatur beeinflusst nämlich die Qualität des Fotos stark: Je höher die Temperatur, desto mehr Bildrauschen ist festzustellen.
Fazit: Die RX0 ist eine kleine, leistungsfähige 4K Videokamera für den professionellen Einsatzbereich. Primäre Einsatzbereiche sind die Infrarotfotografie, eine hervorragede Zeitlupenfunktion und 4K-Videoaufnahmen. Mit unseren LM Adapterlösungen gelingt die unkomplizierte Adaption an einer großen Anzahl von Mikroskopen! Die Kamera ist also für Filmaufgaben durchaus sehr gut geeignet, als Allroundkamera für die Fotografie und für Videoaufnahmen empfehlen wir allerdings eher klassische Spiegelreflex- oder Systemkameras, da diese Kameras universeller einsetzbar sind. Weitere Infos finden Sie auf unseren Infoseiten Kameraempfehlung und Kamera Ranking.