Für Sie getestet: die Nikon Z7 im Betrieb am Mikroskop
Die Nikon Z7 ist, wie bereits in unserem Kamera-Review beschrieben, eine ausgezeichnete spiegellose Vollformat-Systemkamera, die alle Stücke spielt. Sie rangiert bereits seit fast einem Jahr unter den Top 10 unseres Kamera-Rankings. Endlich ist es uns gelungen, die Kamera auch in unserem Labor mit dem Mikroskop zu testen.
Die spiegellose Systemkamera verfügt über einen 45,7 MP Vollformatsensor. Durch den Einsatz modernster Sensortechnologie ist die Kamera sehr lichtempfindlich, und das in Kombination mit einem ausgezeichneten Dynamikumfang. Videoaufnahmen können in Ultra HD (4K) Modus aufgenommen werden. Für Präsentationen besteht die Möglichkeit, das 4K Live Bild auf einen externen Monitor per HDMI2-Kabel zu übertragen. Dieses Gesamtpaket überzeugt auch am Mikroskop im Labor- und Studioeinsatz.
Die Kameras der Nikon Z-Serie (also die Z6 und Z7) verfügen über einen vergrößerten Kameraanschluss, dem sogenannten Z-Mount. Mit diesem ist es auch möglich, Objektive mit großem Linsendurchmesser einzusetzen.
Die Kamera kann mithilfe unserer Adapterlösungen mit planachromatischer Präzisionsoptik auf so gut wie jedes Mikroskop montiert werden. Aktuell sind unsere LM Mikroskop Adapter mit dem spezifischen Nikon Z-Mount ausgestattet. Das Kameragehäuse kann direkt mit unserer Adapterlösung verbunden werden. Der originale Nikon FTZ Adapter ist somit nicht mehr notwendig.
Schema: Nikon Z --> Hauptadapter mit Nikon_Z_Mount--> Mikroskop
Grundsätzlich empfehlen wir die Montage der Kamera auf dem Fototubus. Mithilfe unserer Weitfeldadapterlösung wird das größtmögliche Bildfeld ohne Randabschattung (Vignettierung) abgebildet.
In Kombination mit dem Vollformat-Adapter können so exzellente Ergebnisse auf Profi-Niveau erreicht werden.
Wie unten zu sehen verschwindet die Adapterlösung größtenteils im Fototubus, sodass der gesamte Aufbau sehr kompakt ist. Dank des beweglichen Displays wird die Arbeit an Mikroskop und Kamera recht ergonomisch.
Sollte kein Fototubus vorhanden sein, ist auch eine Montage am Okulartubus möglich. Damit lässt sich dieselbe Fotoqualität erzielen. Das System ist flexibel einsetzbar und lässt sich auch sehr schnell von einem auf ein anderes Mikroskop umstecken, da heutige Okulare meist einen Standard-Durchmesser von 23,2 oder 30mm aufweisen.
Grundsätzlich sind alle wichtigen Bedien-Elemente gut zu erreichen und sinnvoll angelegt (Hier z.B. die für die Mikroskopie wichtige Lupenfunktion).
Im Menü können nun umfangreiche Einstellungen vorgenommen werden.
Einstellung des Sensoraufnahme-Formats: FX (Vollformat-Modus) oder das kleinere DX-Format:
Bildformat JPEG: Durch die unterschiedlichen Bildkompressionsverfahren kann die Bildqualität eingestellt werden. Das TIFF Format ist unkomprimiert, braucht aber enorm viel Speicherplatz.
Einstellung der Bildgröße:
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Large: 8256 x 5504
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Medium: 6192 x 4128
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Small: 4128 x 2752
HDR Modus:
Für den Studio- und Laboreinsatz am Mikroskop ist der High Dynamic Range von großer Bedeutung. Mit Hilfe unterschiedlich belichteter Einzelbilder wird ein Bild mit sehr hohem Dynamikumfang erzeugt. Das ist insbesondere in der Mikroskopie sehr praktisch, da kleinste Helligkeits- und Farbunterschiede besser aufgelöst werden können.
Einstellung der Lichtempfindlichkeit:
Grundsätzlich ist zu bedenken, dass Kamerasensoren bei niedriger ISO Einstellung die größte Dynamik besitzen (= beste Bildqualität). Demzufolge sollte, wenn möglich, die Beleuchtung eine ausreichende Helligkeit liefern, um die ISO Einstellung so niedrig wie möglich zu halten und Belichtungszeiten zu nutzen. Der Standard ISO Bereich reicht bis ISO 25.600, kann aber auch manuell zusätzlich erweitert werden.
Intervall-Aufnahmen:
Silent Mode zum lautlosen Auslösen:
Der Menüpunkt "silent photography" bietet die Option der lautlosen Aufnahme. Dabei kann ohne Verwendung des Schlitzverschlusses aufgenommen werden. Vorteilhaft ist das bei schnellen Bildserien, da eine schnelle Abfolge von Aufnahmen die Kamera in Schwingung versetzen und somit zu Unschärfen am Foto führen könnte.
Deaktivierung des Standby TImers:
Solide verarbeitete Top-Kameras wie die Z7 besitzen im Menü die Möglichkeit, die zeitliche Limitierung der Live View Anzeige zu deaktivieren. Dies ist für professionelle Anwendungen wie beispielsweise bei Präsentationen in der Lehre oder zum Verfolgen des Live Bildes in Arztpraxen essentiell, da ein ungewolltes Ausschalten des Bildes unerwünscht ist.
Nicht alle Kameras sind für den Live View Dauerbetrieb ausgelegt, da dieser hohe Anforderungen an die passive Kühlung des Kameragehäuses stellt. Ein Zeichen von Qualität ist also die Sensor-Temperatur nach einer halben Stunde Gebrauch im Live-View Modus. Mit 34,5 Grad ist die Z7 auch hier recht gut unterwegs. Innerhalb der Messzeit während unseres Tests ist die Sensortemperatur kontinuierlich gestiegen, nach 30 Minuten blieb sie jedoch relativ konstant.
Bei älteren Kameras betrug die Sensortemperatur etwa 40 Grad, die neue Canon Systemkamera EOS R – die vergleichbare Kamera des Mitbewerbers – kann den Wert der Z7 mit 29,8 Grad jedoch unterbieten. Die Temperatur ist von Bedeutung, da ein kühler Sensor ein besseres Signal-Rausch Verhältnis und folglich auch einen höheren Dynamikumfang aufweist. Wir vermuten, dass der hinter dem Kamerasensor befindliche 5 Achsen Bildstabilisator die Wärmeableitung etwas erschwert. Die Canon EOS R hat keinen Bildstabilisator im Kameragehäuse, das dürfte Vorteile im Bereich des Temperatur-Managements haben.
Die Z7 verfügt über folgende Schnittstellen: WLAN, Bluetooth und USB-C 3.1 Anschluss zur schnellen Übertragung der Daten sowie praktischerweise auch zur Stromversorgung. Ein Batterie-Adapter mit Netzteil ist somit nicht mehr notwendig. Im Lieferumfang der Kamera befindet sich ein Netzteil für die Stromversorgung über USB.
Mit dem Videoausgang HDMI 2 kann das Live-Bild auf einen hochauflösenden, großen, externen Monitor weitergeleitet werden. Die Kamera unterstützt natürlich den 4K-Ultra HD Modus.
Wie alle aktuellen Top Systemkameras beherrscht die Z7 auch die 4K (Ultra HD) Videoaufzeichnungen. Die Videos werden mit einer Auflösung von 3840 x 2160 mit 30 Bildern pro Sekunde aufgenommen. Für schönere Farben, d.h. eine höhere Farbtiefe, wird mit dem speziellen Kompressions-Verfahren "10 Bit N-Log" ab 10 Bit die Auflösung für jeden RGB Kanal gesteigert. Für Zeitlupen-Effekte kann die Kamera im Full HD Modus (1920 x 1080) mit einer Bildfolge von 120 Bilder pro Sekunde aufzeichnen - das ergibt eine 5-fache Zeitlupe. Die Aufnahmedauer ist aus zolltechnischen Gründen auf 29 Minuten 59 Sekunden pro Sequenz limitiert.
Um Erschütterungen beim Auslösen zu verhindern, empfehlen wir auf jeden Fall die Steuerung der Kamera mittels Nikon Camera Control Pro 2 Software über den PC/Mac. Man kann mit großer Live Bild Anzeige arbeiten und die Fotos können direkt am PC abgelegt werden. Die Software kostet etwa 150 Euro und kann im Fachhandel oder bei einem Online-Händler bezogen werden.
Kabellos kann die Kamera über WLAN (Wifi) mit einem mobilen Gerät wie Smartphone oder Tablet verbunden werden. Nikon bietet dafür die gratis App Nikon Snap Bridge an. Die Kamera kann bequem ferngesteuert und das Live-View Bild verfolgt werden. Die App lässt sich außerdem zum exakten Scharfstellen nutzen und mit einem Klick kann direkt vom mobilen Gerät aus eine Aufnahme durchgeführt werden. Bei unserem Test haben wir ein Android Tablet von Samsung mit einem hochauflösenden 10'' Display verwendet.
Fazit: Die Nikon Z7 hat uns sehr gut gefallen. Sie kombiniert modernste Kameratechnik mit solider Verarbeitung. Zum derzeitigen Stand (Oktober 2019) kostet das Gehäuse etwa 2.600 Euro. Die Systemkamera macht auch am Mikroskop eine gute Figur. Um den Workflow zu steigern, empfehlen wir, die Kamera vom PC/Mac mittels Nikon Camera Control Pro 2 Software oder vom Smartphone/ Tablet mittels App zu steuern.
17.10.2019